Der Einheitliche Ansprechpartner und das Gewerbeamt
Deutschland diskutiert seit zwei Jahren über die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie. Die Bewertung des bisher Erreichten variiert erheblich. Halten einige mit der Veröffentlichung der Blaupause der Arbeitsgruppe Deutschland-Online: EUDLR den wesentlichen Teil der Umsetzung für geschafft, so meinen viele Beteiligte, dass die eigentliche Arbeit nun erst beginnt. naviga hatte sich deutlich positioniert: Wir hielten die sehr heterogene Diskussion für nicht zielgerichtet und haben uns darauf konzentriert, unser Produkt migewa auf so viele Eventualitäten wie möglich vorzubereiten.
Heute sind wir der Meinung, dass noch viel zu viele Fragen ungeklärt sind, um wirkliche Umsetzungsszenarien zu entwickeln. Die Verortungs-, Format-, Tool- oder Prozessdiskussionen treiben in vielen Bundesländern bunte Blüten, ohne dass eine klare Linie erkennbar ist. Allerdings ist die Tendenz erkennbar, dass auf kommunaler Ebene unabhängig von der jeweiligen Landesumsetzung Aktivitäten entwickelt werden. Diese zielen nicht nur auf eine vollständige Entwicklung eines „Einheitlichen Ansprechpartners (EAP) in der Kommune“, sondern benutzen dieses Szenario auch als Schlüsselprozess, an dem exemplarisch intrakommunale Verwaltungsorganisation strukturiert und die Schnittstellen zu Bürgern und Unternehmen optimiert werden können. In diesem Zusammenhang spielt dann die Anbindung des Gewerbeamtes eine entscheidende Rolle.
Nun herrscht zum Teil die Meinung, dass man durch die Zertifizierung für DATML/RAW oder durch das Beherrschen von OSCI die Umsetzung der EUDienstleistungsrichtlinie garantieren könne. Aus unserer Sicht sind das aber technische Selbstverständlichkeiten, die heute jede Gewerbeamtssoftware mitbringen muss, um zukunftsfähig zu sein. Die entscheidende Fähigkeit aber, um sie bezüglich der EU-Dienstleistungsrichtlinie abzusichern, besteht darin, sich (a) in möglichst vielen Szenarien integrieren und (b) die zu erwartenden Prozessabläufe unterstützen zu können. Im Folgenden wollen wir Ihnen vorstellen, wie die migewa Produktfamilie sich durch das Erschaffen einer Vielzahl von Tools, Abläufen und Softwarekomponenten für diese Anforderungen aufgestellt hat.
migewa Bürgerservices
Seit sieben Jahren wurden viele tausend Gewerbemeldungen online
erfasst und von migewa entgegengenommen. Dabei benutzen die
meisten Kommunen unser Produkt migewa Online. Diese Software
beinhaltet eine logische Nutzerführung, Validierung der
eingegebenen Daten und die fachliche Abdeckung aller gültigen
Rechtsformen. Nun planen diverse Kommunen im Rahmen der Einführung
von Bürgerportalen eigene Erfassungs- oder Formularsysteme. Mit
migewa Online ist die Integration in diese Portale kein Problem.
Der migewa Server (s.u.) transportiert die Daten von jedem
beliebigen Ort in den migewa Posteingang. Die Daten müssen nur im
Format xGewerbe vorliegen, der Posteingang ist mit dem Erwerb von
migewa Online lizenziert.
Dieses System ist weiter ausbaubar. Die Architektur erlaubt in
Zukunft die Erweiterung um weitere Erfassungsmechanismen wie z.B.
für Erlaubnisanträge. Es müssen nur die entsprechenden
Transferformate festgelegt werden.
Die zweite Komponente der Bürgerservices wurde uns durch die
Änderung der Gewerbeordnung im Rahmen des
Mittelstandsentlastungsgesetzes II ermöglicht. Es gibt zwei
Aspekte, die die Onlinezugriffe auf Gewerbedatenbestände
ermöglichen. Die drei Grunddaten Name, Adresse und Tätigkeit eines
Betriebes können nach bestimmten Zugriffskriterien online gestellt
werden. Zusätzlich ist es möglich, Auskunftsersuchenden einen
Zugang zur Onlineauskunft zu gestatten.
Der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur mit unserem Produkt
migewa eAuskunft ist der Einstieg in jegliches Auskunftsszenario,
das im Rahmen der Umsetzung der EU-DLR denkbar ist. Beliebige
Datenbestände (ggf. auch von Fremdprodukten) können zu
Auskunftsdatenbanken aggregiert werden, die Protokoll- und
Authentifizierungsmechanismen sowie das Sicherheitskonzept sind
bereits für weitergehende Anforderungen ausgelegt.
Technische migewa Kommunikationskomponenten
Unser aller Leben ist in den letzten zehn Jahren durch die Massennutzung des Internets revolutioniert worden. Worin besteht aber die wesentliche Neuerung dieser Technologie? Man kann dieses in dem Begriff Reichweitenvorteile zusammenfassen. Informationen und Daten sind von fast jedem beliebigen Ort erreichbar bzw. zur Verfügung stellbar. Allerdings ergeben sich vor allem viele neue Fragen bezüglich Authentifizierung und Datensicherheit. Damit diese Fragen nicht für jede einzelne Kommunikationsverbindung neu gelöst werden müssen, bietet es sich an, sämtliche Schnittstellen über eine zentrale Serverkomponente laufen zu lassen. Bei uns ist dieses der migewa Server. Dieses Modul wird mittelfristig sämtliche migewa Kommunikationsschnittstellen in neuer Technologie bereitstellen. Dabei werden Technologien wie SFTP, SOAP oder OSCI-Transport nur an einer Stelle entwickelt und gepflegt. Sie können dann für Dutzende möglicher Schnittstellen genutzt und müssen nur noch individuell konfiguriert werden. Der migewa Server ist die zentrale Schaltstelle des Gewerbeamtes der Zukunft.
Als weitere Komponente werden wir in 2009 den migewa Webservice anbieten. Hiermit ist es möglich, die Informationsdatenbank des Gewerbeamtes von autorisierten Stellen zielgerichtet abfragen zu lassen. Zum Beispiel sind so individuelle Informationen über Betriebe oder Vorgänge wie z.B. Statusinformationen über den Fortschritt der Bearbeitung zugänglich. Gleichzeitig wird es dann auch möglich sein, zentrale Daten wie eine Straßendatei oder die Liste der Handelsregistergerichte für externe Portale zur Verfügung zu stellen.
Wir beliefern heute mit migewa Server schon Schnittstellen z.B.
für den GEWAN, das landesweite Gewerbeweitermeldungsportal
Bayerns. Der CTGründungsmanager/ Metaformular der Firma Charisma
Team, welches in zahlreichen Kammern und Startercentern
Deutschlands im Einsatz ist, liefert auf diesem Weg ab Dezember
2008 qualifizierte Gewerbemeldungen an migewa. Die ersten Daten
eines Onlineportals in NRW werden Mitte 2009 über den migewa
Webservice entgegengenommen werden.
Viele weitere Schnittstellen sind angefragt und werden uns in den
nächsten Monaten beschäftigen. Bis auf die weiterhin ungelöste
Formatfrage (s.u.) hat migewa damit heute schon die technischen
Voraussetzungen und ein Netz von Kommunikationsmöglichkeiten
geschaffen, die für die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie
wichtig und unverzichtbar sind.
migewa Kommunikationsformate
DATML/RAW oder xGewerbe - diese Frage nahm in den vergangenen
Jahren fast hamlet'sche Ausmaße an. Dieses ist nicht der Ort, um
die leidige Diskussion aufzurollen oder erneut zu befeuern. Nach
vielen Phasen der Annäherung sind beide Formate heute fachlich
nahezu gleichwertig. Allerdings ist es technisch aus unserer Sicht
nicht tragbar, ein generisches Format gegenüber einem
strukturierten Format zum Standard zu machen. Wir halten die
Festlegung auf DATML/RAW als Weitermeldungsformat, mithin für eine
klar umrissene, eingeschränkte Aufgabe, für machbar. Ein
Datenaustauschformat muss sich unbedingt an internationale Normen
halten und daher kommt nur ein strukturiertes Format wie xGewerbe
in Frage. Jede Diskussion unter ITFachleuten führt zu demselben
Ergebnis.
Gleichzeitig aber wächst die Erkenntnis unter allen
Marktteilnehmern, dass diese Frage im Zusammenhang mit der
Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie an Wichtigkeit
verliert, da keines der beiden Formate für die vor uns liegenden
Anforderungen gedacht war. Wir werden uns diesem Thema in den
nächsten Monaten in einem gesonderten Artikel widmen. Hier halten
wir einen normierenden Eingriff seitens bundesdeutscher
Standardisierungsinstitutionen für dringend geboten, da
mittlerweile mehrere Bundesländer begonnen haben, eigene
Kommunikationsformate zu entwerfen.
Aktuell haben wir uns entschieden, auf xGewerbebasierende Kommunikationsformate zu setzen. Wenn ein Weitermeldungsempfänger DATML/RAW benötigt, können wir dieses Format mit der aktuellen Version von migewa Server gerne alternativ anbieten. Wir halten aber den technischen Ansatz von xGewerbe für ausreichend ausbau- und damit zukunftsfähig und werden es für die von uns zu bestimmenden Schnittstellen und als migewa- Importformat einsetzen. Insbesondere werden wir weitere zu definierende Schnittstellen an der Objektstruktur von xGewerbe orientieren, da sich diese bereits in Hunderttausenden von Transaktionen bewährt hat.
Dringend benötigt wird auch die Festlegung von Statusinformationen, welche von allen Kommunikationsteilnehmern als verbindlich erachtet wird. Anders sind solche Konstrukte wie eine Genehmigungsfiktion bzw. kausal abhängige Prozessabläufe in einer heterogenen IT-Landschaft nicht umsetzbar. Da hier bisher keine Vorgaben bzw. Aktivitäten zu beobachten sind, wird naviga gemeinsam mit unserem Partner Charisma Team eine eigene Systematik entwerfen und umsetzen. Eine sinnvolle allgemeinverbindliche Festlegung würden wir aber auch hier bevorzugen.
migewa Datenmanagement
Die EU-Dienstleistungsrichtlinie gibt den Verwaltungen einen Handlungsrahmen, um die Reichweitenvorteile, die durch die Benutzung des Internets möglich werden, für die Optimierung von Verwaltungsprozessen auszuschöpfen. Weiter oben wurde beschrieben, wie migewa als handelndes autarkes System sich durch verschiedene Komponenten handlungsfähig zeigt. Auf diese Weise ist es möglich, Daten in das Gewerbeamt zu übersenden, aber auch Informationen abzurufen. Damit ist es auch möglich, den Einheitlichen Ansprechpartner bei einer Aufgabe zu unterstützen, die bisher weniger im Fokus der Umsetzung steht. Er soll nämlich das Dienstleistungsunternehmen "während des gesamten Lebenszyklus des Unternehmens" betreuen. In diesem Zusammenhang bleibt die Frage der Referenzdatenbank zu klären, gegen die er arbeitet. Aus unserer Sicht kann das nur die heute bestehende Gewerbedatenbank sein, die ggf. um bestimmte Bereiche (Freiberufler etc.) zu erweitern wäre.
Mit migewa sind wir diesbezüglich bereits blendend aufgestellt. migewa eAuskunft stellt Basisinformationen zur Verfügung. Die migewa Webservices werden zielgerichtet Fachinformationen für spezifische Zwecke an klar authentifizierte Personen verfügbar machen. Darüber hinaus haben wir mit migewa Region bereits eine Infrastruktur geschaffen, die es z.B. den in einem Landkreis angesiedelten EAP ermöglicht, eine unmittelbare und zielgerichtete Kommunikation mit allen Mitgliedsgemeinden aufzubauen. migewa Region ist das einzige Produkt am Markt, das nicht nur die Daten der einzelnen Kommunen zentral sammelt, sondern eine vertikale Kommunikation mit Workflow ermöglicht.
Damit verfügen Sie über eine perfekte Infrastruktur für die Integration von Gewerbe- und Erlaubnisprozessen über verschiedene Ebenen hinweg.
Darüber hinaus benötigte ein im Landkreis angesiedelter Einheitlicher Ansprechpartner nur noch die Möglichkeit, ein prozessuales Fallmanagement zu betreiben. naviga ist gerade dabei, auch hierfür eine Möglichkeit zu schaffen, indem wir eine Kooperation mit der Firma Charisma Team entwickeln. Dieses Unternehmen hat bereits seit vielen Jahren Erfahrungen mit der Entwicklung von Software für One-Stop-Shops z.B. bei Handwerks- und Industrieund Handelskammern. Wir wollen das gemeinsame Know-How in einer Software bündeln, welche das Fallmanagement und die dort notwendigen Prozesse abbildet. Darüber hinaus streben wir eine perfekte Integration zwischen dieser Software und migewa an. Weitere Informationen zu diesem Thema werden wir Ihnen ab Februar 2009 liefern.
Sonstige Fragestellungen
Die Lösung zentraler Fragen wie Dokumentenablage, Signatur- oder ePaymentkomponenten ist aus unserer Sicht nicht Aufgabe von Fachverfahren. Natürlich werden wir für migewa Ende 2009 unseren Kunden auch z.B. eine eigene Dokumentenablage für Gewerbedokumente anbieten. Im Rahmen der Richtlinienumsetzung muss diese Lösung allerdings umfassender und nicht auf das Fachamt beschränkt sein. Wir erwarten klare Vorgaben der zur Verfügung stehenden Schnittstellen, welche dann von migewa bedient werden.
Allerdings mangelt es auch noch an Festlegungen seitens des Gesetzgebers z.B. zur Signaturfrage. Hier sehen wir Umsetzungsprobleme bis Ende 2009, wenn nicht zügig verbindliche Regelungen geschaffen werden.
Leider hat der Gesetzgeber es bisher auch versäumt, an anderer Stelle für Klarheit zu sorgen. So wäre es für die bundesweite Standardisierung nahezu unabdingbar gewesen, solche heute bestehenden unscharfen Konstrukte wie z.B. eine GbR gewerberechtlich zu präzisieren oder erneut die Einführung einer bundesweiten Wirtschaftsnummer zu prüfen und zu forcieren. Das wäre ein großer Schritt für die Interoperabilität sowohl zwischen verschiedenen Gewerbefachverfahren als auch zwischen verschiedenen Fachämtern gewesen. Hier sind Unschärfen durch unterschiedliche Datenstrukturen vorprogrammiert.
Bisher werden in der Diskussion zumeist die Meldeprozesse betrachtet. Viele Gewerbeämter werden aber auch als Erlaubnisbehörde am Kommunikationsfluss beteiligt. Mit migewa Erlaubnismodulen sind Sie auch hier auf der sicheren Seite. Die wechselseitige Nutzung und Aktualisierung von Inhaberoder Betriebedaten ist gewährleistet, mittels des Workflows ist auch eine hausinterne Kommunikation zwischen verschiedenen Abteilungen gegeben. Und im Rahmen von migewa Region wäre es z.B. möglich, den Antragsprozess vom Genehmigungsprozess zu trennen oder einfach nur die Erlaubnisdaten verschiedenen Ebenen informationshalber zur Verfügung zu stellen.
Fazit
Schon 2007 war migewa als Empfänger und Sender von
Basisinformationen des Gewerbeamtes gut einsetzbar, wie wir in
unserem Showroom mit den Partnern bos, Charisma Team und Oracle
gezeigt haben. Wir haben das Jahr 2008 genutzt, um migewa noch
besser und filigraner auf die bevorstehenden Anforderungen
vorzubereiten. Das ist uns gelungen.
Zusätzlich haben wir Ihnen hier unsere Planungen für 2009
vorgestellt. Damit sind Sie mit migewa im Gewerbeamt auf das
Vorstellbare vorbereitet und sogar auf einiges, was noch gar nicht
den Fokus der Diskussion erreicht hat. naviga wird somit Lösungen
für das Gewerbeamt, für die Integration des Gewerbeamtes in eine
EAP-Lösung sowie gemeinsam mit unserem Partner Charisma Team für
das Fallmanagement des EAP anbieten. Mehr Sicherheit ist für Sie
nicht denkbar.
Gleichwohl erwarten wir ein aufregendes und anstrengendes Jahr
2009, in dem Sie und wir Flexibilität und Agilität zeigen müssen,
um praktische und pragmatische Ergebnisse erreichen zu können. Und
selbstverständlich wird diese Arbeit nicht am 31.12.2009
abgeschlossen sein können. Das Ziel kann nur sein, in 2009 die
Basis für erste elementare Prozesse umzusetzen. Die vollständige
Umsetzung aller Facetten der One-Stop-Agency und die Integration
aller Komponenten wird uns noch einige Jahre begleiten. Sie kann
allerdings bei richtiger Vorgehensweise die Basis für ein deutlich
effizienteres kommunales Handeln bilden.
Wir haben mit migewa ein optimales Werkzeug dafür geschaffen und
freuen uns darauf, diesen Weg mit Ihnen gemeinsam gehen zu können.
Quelle: www.naviga.de